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RESEX 
      in Prainha gescheitertes Experiment ?

Auch nach dem Regierungswechsel in Brasilien im Januar 2023 und dem Versprechen des linken Präsidenten Luiz Inácio „Lula“ da Silva, sich mehr dem Umweltschutz zu widmen, ist die Zukunft der Resex-Gebiete unklar. Resex-Gebiete sind ökologisch wichtige Gegenden, in denen die traditionelle Bevölkerung unter strengen Umwelt- Bau- und Verwaltungsvorschriften ihren wirtschaftlichen Tätigkeiten nachgehen kann. Es gibt dabei viele Baustellen. So muss etwa das für die Verwaltung dieser Gebiete zuständige Institut "Chico Mendes (CMBio) nahezu vollständig wiederaufgebaut werden. Der rechte Präsident Jair Bolsonaro hatte es demontiert und kooptiert. Mit gravierenden Folgen: Im Resex Jaci Parana im amazonischen Bundesstaat Rondonia weideten unter Bolsonaro 185.000 Rinder illegal. Doch das CMBio hatte nur zwei Strafklagen eingereicht.                      Siehe in Portugiesisch:

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2023:

        RESEX Neuorientierung?

Der Präsident des Nationalen Rate für traditionelle Völker, Carlos Alberto Pinto dos Santos alias Carlinhos , plädiert für Anpassung der Regeln an die heutige Zeit. So müsse eine vermehrte Sicherheit für die Selbstversorgung und ein stabiles Einkommen für die lokale Bevölkerung gesichert werden. Nötig sei auch mehr Koordiniation. Sein Resex z.B.  besteht aus 14 Dörfern mit verschiedenen Kulturen.

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Carlinhos wurde mit dem internationalen Naturschutz Preis ausgezeichnet, war Mitglied der Übergangsregierung und hat an neuen Regeln für die RESEX mitgearbeitet.

Die Probleme fingen mit der staatlichen Gründung 

der brasilianischen RESEX an

Schon vor fast zwei Jahrzehnten bei der ersten Gründung der ca.100 RESEX in ganz Brasilien, ist laut dem deutsch-brasilianischen Agronomen Uli Ide einiges schief gelaufen. Uli Ide, der im selben RESEX wie Carlinhos in Bahia wohnt, stellt fest:

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Uli Ide

Agronom,

pensioniert, wohnt im RESEX Canavieiras in Bahia.

Er hat Jahrzehnte lang in Südamerika mit Schwerpunkt Brasilien für internationale NGO's gearbeitet.

1.

Publiziert wurden die RESEX vor allem als Meeresschutzgebiete. Bei der Gründung war vielen Einwohnern nicht klar, dass ausser dem Meer auch noch das Land einbezogen wird, das spaltet viele Gemeinschaften.

2.

Die Resex wurden nicht dynamisch, sondern statisch gedacht. Doch viele Jugendliche aus den RESEX haben heute eine bessere Schulbildung und wollen nicht mehr Fischer oder Kautschukzapfer werden. In Prainha wirft das z.b. die Frage auf, ob eine Naturschutzzone für Langusten-Fischerei überhaupt noch zeitgemäss ist.

Uli Ide: Podcast RESEX_Uli Ide, Agronom, Brasilien
00:00 / 05:26

In Prainha do Canto Verde ist das RESEX zweigeteilt;

ein Land- und ein Meeresreservat 

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In Prainha do Cante Verde hat sich das Krisengebiet weg vom Meer auf die Landfrage verlagert.

Einige der Bewohner in Prainha äussern heute, dass sie damals bei der Abstimmung ob sie ein RESEX wollen, nicht gewusst haben, dass das Dorf, die Dünen, das Land generell miteinbezogen wird.

Ganze Magisterarbeit von © Carolin Brugger

Darüber hinaus hat schon 2009 die deutsche Ethnologin Carolin Brugger in ihrer Arbeit über Prainha die Funktionsweise des dortigen RESEX hinterfragt. Kritisch beurteilte sie vor allem die vielen NGO Gelder, die nach Prainha strömten. Sie sah darin bereits einen Konfliktpunkt, der die lokalen Machtverhältnisse in und um Prainha aus dem Gleichgewicht brachte. Zum neuen Dreh- und Angelpunkt wurde der lokale Anwohnerverein und diejenigen, die in ihm besonders aktiv waren. Das schuf Konflikte und Neid.          

"Obwohl die vom Einwohnerverein und von der Kooperative angestrebte Modalität die kompensatorische Macht ist, hängt es vom Empfinden der betroffenen Personen ab, wie die Macht definiert wird. Während manche EinwohnerInnen – vor allem die Mitglieder dieser Organisationen – die Gesetze der Associação zum Thema Landbesitz völlig akzeptieren und als Norm verinnerlicht haben, fühlen sich andere dazu gezwungen, Regeln und Tatsachen zu akzeptieren, die sie nicht unterstützen und wieder andere halten sich gar nicht erst an das selbst gestrickte Regelwerk des Einwohnervereins."

(© 2009 - Carolin Brunner) 

Die Lage in Prainha ist heute prekär:                

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